Es sind leidenschaftliche Weinliebhaber und perfekte Manager. Wir haben mit Weingutsbesitzer gesprochen, der nicht in Frankreich geboren wurde und keine erstklassigen Weingüter geerbt hatte. Er hat mit harter Arbeit und klaren Zielen vor Augen dazu beigetragen, dass aus Ruinen wunderschöne Schloss entstanden ist und aus zweitklassigen Weinen einen Gourmet Traum entwickelt wurde.
Wir haben mit Silvio Denz über seine Erfolge und Erfahrungen gesprochen.

Wann haben Sie zum ersten Mal daran gedacht, einen Weingut in Bordeaux zu kaufen?

Ich bin seit über 20 Jahren im Weingeschäft tätig und besitze zwei Weinhandels- und Auktionshäusern in Zürich. 1998 habe ich zusammen mit Freunden das Weingut Clos d’Agon in Katalonien, in Spanien erworben. Mein großer Traum war aber immer schon ein eigenes Weingut in Bordeaux zu besitzen.

Wie lange hat die Suche gedauert und wie viele Güter haben Sie angeschaut, bevor die Entscheidung gefallen ist? Von fünf Ihrer Weingütern - welche war das erste?

Nach dem Verkauf meiner Parfümerie-Kette im Jahr 2000 habe ich mich intensiv mit der Suche nach einem geeigneten Weingut in Bordeaux und speziell in in Saint-Emilion beschäftigt. Zusammen mit meinem langjährigen Freund Stephan Graf von Neipperg (Château Canon La Gaffelière und Château La Mondotte) habe ich während 5 Jahren mindestens 30 Weingüter geprüft. Im Jahr 2005 habe ich dann das seit 1823 im selben Familienbesitz befindende Weingut Faugères, welches Château Faugères und Château Péby Faugères, beides mittlerweile Saint-Emilion Grands Crus Classées sowie Château Cap de Faugères in den Côtes-de-Castillon gekauft.

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Was sollte man bei dem Kauf unbedingt berücksichtigen? Sollte man gleich mehrere Weingüter kaufen (z.B. wegen breiterer Aufstellung)?

Beim Kauf eines Weingutes sind die Böden sehr wichtig. Einen wirklich großen Wein kann man nur mit einem erstklassigen Terroir produzieren. Viele Weinliebhaber bevorzugen Weine aus kontrollierten Weinanbaugebieten. Aus diesem Grund ist auch die Appellation sehr wichtig. Saint-Emilion ist eines der ältesten und bekanntesten Weinanbaugebiete der Welt und gehört zum Kulturerbe der UNESCO. Im Gegensatz zu allen anderen Appellationen in Bordeaux, wird in Saint-Emilion die Klassifizierung der Weingüter alle 10 Jahre neu bestimmt. Somit hat ein gut geführtes Schloss die Chance in den erlauchten Kreis der „Grands Crus Classés“ aufgenommen zu werden. Dies ist uns im Jahr 2012 mit Château Faugères und Château Péby Faugères geglückt. Eine Höherklassifizierung steigert nicht nur den Bekanntheitsgrad, sondern auch den Wert eines Weingutes.

Der Kauf von mehreren Weingütern auf einmal macht nur Sinn, wenn es sich um Nachbar-Weingüter mit homogenem Terroir handelt. Wichtig ist auch die kritische Größe des Weinguts. Diese sollte bei 20 bis 50 Hektaren liegen, um die anfallenden Kosten besser zu verteilen und genügend Wein für eine internationale Distribution sicherstellen zu können.

Wenn die Entscheidung gefallen ist – wäre es ratsam, die Mitarbeiter vom Vorbesitzer zu übernehmen?

Sofern die Mitarbeiter professionell und qualitätsbewusst arbeiten ist es sicher von Vorteil diese zu behalten. Besonders die langjährigen Arbeiter in den Weinbergen sind meist qualifiziert und kennen jeden Rebstock.

Als Sie Ihr erstes Weingut gekauft haben, womit haben Sie angefangen? Was war als Erstes zu tun?

Ich hatte das Glück, dass die früheren Besitzer viel Herzblut, Arbeit und Geld in die Weinberge, die Kellereien und das Schloss investiert hatten. Das Management und das Team setzten sich aus langjährigen, erprobten Mitarbeitern zusammen. Auch wird das Gut seit über 20 Jahren vom renommierten Starönologen Michel Rolland beraten.

Meine oberste Priorität galt der Qualität der Weine. Durch eine sehr restriktive Selektion des Traubenguts und die Einführung eines Zweitweins (Haut Faugères) konnte eine weitere Qualitätsverbesserung herbeigeführt werden. Ferner haben wir 20 Hektaren Rebland an bester Lage auf dem Plateau von Saint-Emilion hinzugekauft. Gleichzeitig investierten wir in einen neuen revolutionären Weinkeller, in welchem althergebrachte Kelterungsmethoden (Anwendung der natürlichen Schwerkraft ohne Einsatz mechanischer Pumpen) und neuste Technologie (Trioptic-Kamera für die Selektion des Traubengutes) zur Anwendung kommen.

Woran liegen die Hauptunterschiede in der französischen und schweizerischen Business-Mentalität für Sie?

Frankreich ist bekannt für ihre Luxus-Produkte, für ihre Delikatessen, für großartige Weine und für ihre Gastronomie. Dieser Ruf ist auf alte Traditionen und großes Savoir-Fair zurückzuführen. Die Schweiz – auf der anderen Seite - ist bekannt für ihre Präzision, ihre Pünktlichkeit und Ihre Zuverlässigkeit. Die Kombination von Tradition, Savoir-Fair, Präzision und Zuverlässigkeit ist eine großartige Voraussetzung für eine hervorragende. Produktqualität.

Wie viele Weine am Tag haben Sie schon bei der Degustation am meisten probiert?

Anlässlich der alljährlich stattfindenden „Primeurwoche“, an welcher der internationale Weinhandel den neusten Jahrgang aller Weingüter in Bordeaux probiert, habe ich an einem einzigen Tag ohne weiteres schon 150 bis 200 verschiedene Weine verkostet.